Agentur Passepartout – Regisseur

„Ein Regisseur wird nicht benötigt!“ – Über Regie bei Firmenveranstaltungen …

… oder was passiert, wenn man nebenher einen Kugelfisch zubereitet! Unternehmen geben bei Firmenveranstaltungen mitunter viel Geld aus, um Mitarbeitern, Kunden oder Partnern ein hohes Maß an Wertschätzung zu vermitteln. Dadurch werden Beziehungen gefestigt und Motivation unmessbar hoch gesteigert. Der Moment auf der Bühne, der eigene Name auf der Leinwand, das Foto mit dem Vorstand – unvergessliche, emotionale Momente mit Tränen in den Augen! Soweit die Theorie. Diese Theorie ist grundsätzlich auch problemlos in die Realität umsetzbar.

Es sei denn, wir hören bei Firmenveranstaltungen diesen einen berühmten Satz: „Einen Regisseur brauchen wir nicht, das machen die Kollegen mit!“ Jaja, die armen Kollegen. Die können das ja ganz bestimmt auch. Nur leider ist es in diesem Moment nicht ihre Aufgabe. Würden Sie dem Kameramann an der Steadycam die Aufgabe geben, nebenbei noch als Hauptspeise einen Kugelfisch zuzubereiten? Wohl kaum, denn das Risiko einer kollektiven Vergiftung wäre wohl doch etwas zu groß. Nun lässt sich – ich möchte fast sagen leider – der Grad der Vergiftung einer Inszenierung nicht so konkret messen wir bei einer Fischvergiftung. Bei letzterer zählen Sie einfach die Krankenscheine der folgenden Woche durch.

Leider ist der Moment der fehlgeschlagenen Inszenierung flüchtiger und weniger nachhaltig. Der Auftrittsjingle – wenn es denn einen gibt – kommt zu spät, passt in seiner Tonalität nicht zum Anlass oder wiederholt sich 18 mal über alle Kategorien. Das Licht im Raum ist so hell, dass man den Eintritt der Putzkolonne erwartet und der zu Ehrende erscheint leider erst im Spot, wenn er die Bühne schon wieder verlässt. Auf dem Foto neben dem Vorstand sieht er dafür so grün aus, als hätte er den eben zitierten Kugelfisch gegessen. 

Dabei könnte es so einfach sein. Für einen (finanziellen) Mehraufwand, der in Relation zum Gesamtbudget von Firmenveranstaltungen nicht mal der Beilage zum Kugelfisch entspricht, könnte sich ein Ablaufregisseur voll darauf konzentrieren, den einen Moment auf der Bühne tatsächlich unvergesslich zu machen, eines der Hauptziele von Firmenveranstaltungen. Durch den perfekt getimten Einsatz von Licht, Musik, Video und Gänsehaut schafft eine professionelle Regie nachhaltige Emotionen und eine unbezahlbare Motivation für die Zukunft. Denn der Regisseur befasst sich ausschließlich mit den „Soft Skills“ der Veranstaltung. Er versetzt sich in den Geehrten hinein, fühlt seine Stimmung nach und verstärkt diese. Um welche Art von Ehrung handelt es sich? Wird eine einzelne Person geehrt oder vielmehr der Einsatz eines ganzen Landes? Dann verstärkt beispielsweise ein landestypisches Lied die Wertschätzung um ein Vielfaches, wohingegen „We are the champions“ eher belanglos daherkommt. Der Regisseur sieht dem Menschen in die Augen und hat ein Gespür für sein Befinden: fühlt er sich – trotz aller Dankbarkeit – auf der Bühne eher unwohl und möchte zu seiner Gattin an den Tisch, oder genießt er die Aufmerksamkeit und den Applaus. Dann läuft der Ehrungssong eben nochmal 10 Sekunden länger. Diese Fokussierung kann der Inszenierung und dem einzelnen Menschen aber nicht der Koch schenken, der ja in erster Linie ein Menü zubereiten muss, sondern nur ein Ablaufregisseur, der mit Kopf und Herz voll bei dem Geschehen auf der Bühne ist und die Gänsehaut des Siegers mitfühlt. 

Leider liegt die letzte Entscheidung darüber aber immer noch bei den Kunden, die sich jedoch offenbar manchmal mit den Worten von Oscar Wilde abfinden: 

„Das Stück war ein großer Erfolg. Nur das Publikum ist durchgefallen.“

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